Markus Gusmag – der Gründer des österreichischen Absinth-Shops im Interview.
Da sich um Absinth und „Die grüne Fee“ viele Legenden und Geheimnisse ranken, es vor nicht allzu langer Zeit in Österreich und anderen europäischen Ländern Verbote gab, ist die Frage erlaubt: Seit wann gibt es den Absinth-Shop?
MG: Hmmm. Es werden nun bald zwanzig Jahre sein. Lass mich überlegen…um den April 2001 herum haben wir das Geschäft gegründet.
Und gleich noch die ganz persönliche Frage: Wie bist Du zum Absinth gekommen? Warum gerade Absinth und nicht Whiskey oder Wodka?
MG: Absinth ist ein Mythos mit vielen wahren und auch nicht wahren Legenden. Wer sich mit Literatur, Filmen oder Kunst beschäftigt, kommt irgendwann mit der „Grünen Fee“ in Berührung. Und manche fasziniert das eben dauerhaft, wie mich zum Beispiel. – Es ist aber nicht nur der Mythos, es ist auch der einzigartige Geschmack. Und die Vielfalt. Ich kam damit in Berührung, als mich Gleichgesinnte in der Schweiz einluden. Dann gab es einen Besuch auf der Absinthiades in Pontalier und es war um mich geschehen. Ich wollte ab sofort alles über den sagenumwobenen Absinth wissen. Heute sitze ich im Komitee. Gott, wie die Zeit vergeht!
https://www.absinthes.de/blog/absinthiades-2017-in-pontarlier-die-wahl-der-besten-absinthe
Und jetzt frage ich noch ein bisschen genauer: Was ist für Dich das Besondere am Absinth?
MG: Natürlich seine Geschichte. Aber auch die Vielfalt. Es gibt so viele unterschiedliche Geschmacksnoten. Und das bedeutet nicht nur, ob mit oder ohne Anis. Absinth ist für mich die Entscheidung – für das Besondere. Das Ungewöhnliche. Selbstverständlich spielt die Region eine Rolle und aus welchem Land er geliefert wird.
Auf welchen Absinth-Event kann man Euch finden?
MG: Der wirklich wichtige Absinth-Termin ist natürlich der in der französischen Schweiz, im Val-de-Travers der Wiege des Absinthes. Das war, wie ich schon eingangs sagte, auch meine erster Event. Die Absinthiades und – die Absinth-Fete. Dort sind wir mit dem ganzen Absinth-Team meistens anzutreffen.
https://www.absintheenfete.ch/
Aus welchen Ländern kommen Eure Absinthe?
MG: Der größte Teil aller Absinthe kommt aus der EU. Aus der Schweiz, natürlich Frankreich wie gesagt, aber auch aus Tschechien oder aus Spanien. Wir legen großen Wert darauf, dass unser Shop ein europäischer und somit ein regionaler Shop bleibt.
Seit 2015 gibt’s Euren Absinth-Shop auch in der Absinth-Boutique in Graz. Online geht also offline. Wie ist es zu dieser Entscheidung gekommen?
MG: Wir waren schon lange auf der Suche nach einem zentral gelegenen Shop in der Stadt Graz. Nicht nur für den Absinth-Handel, sondern auch deshalb, weil ich die Tradition der „Grünen Stunde“ in Graz etablieren wollte. Riskant erschien es mir, ein Ladengeschäft ganz allein zu betreiben. Aber es gab den glücklichen Zufall. Der führte mich mit Kollegen zusammen, die ähnliche Vorhaben hatten. Ihr Schwerpunkt war Bier. Nicht irgendwelches, Sonder- und Spezialbiere natürlich. Das passte super zu unserem Angebot. Eine Synergie sozusagen. So entstand die Absinth- und Bierboutique in Graz.
Besonders an der Absinth-Boutique ist auch, dass man nicht nur kaufen kann. Es gibt auch eine Absinth-Show…
MG: Ja, klar. Jeden Dienstag ab 15.00 bin ich persönlich anwesend und zelebriere die „Grüne Stunde“. Ich präsentiere nicht nur die aktuellen Absinth-Kreationen, ich führe auch Trinkrituale und Zubereitungsmöglichkeiten vor.
Grüne Stunde?
MG: Ende des 19. Jahrhunderts wurden Absinthe als Aperitif von der Mehrheit der Franzosen konsumiert. Nicht nur von Künstlern und Literaten, sondern auch von „ganz normalen“ Menschen. Und so wurde er auch die „grüne Fee der Boulevards“ genannt. Es etablierte sich die „Grüne Stunde“. Und sie fand zwischen 17.00 und 19.00 Uhr statt.
Und nun die obligatorische Schlussfrage: Was sind Eure nächsten Vorhaben?
MG: Unser Ziel war und ist seit über 20 Jahren, den noch besseren, noch wertvolleren, noch eigentümlicheren Absinth zu finden und in den Handel zu bringen. Es ist wie die ewige Suche nach der Blauen Blume der Romantik. Und wir suchen die Grüne Fee der romantischsten Stunde. Der zwischen 17 und 19 Uhr? Ja, klar, ich bin ein Sammler. Meine Sammelleidenschaft brennt noch wie am ersten Tag.